Auch das Jahr 2007 war geprägt von den Phänomenen des Klimawandels und der daraus resultierenden globalen Erwärmung. So hat denn dieses Jahr wieder Rekordverdächtiges auf dem Gebiet der Wetterbeobachtung zu bieten: An einen deutlich zu milden Winter schlossen sich zwei extrem warme Frühjahrsmonate April und Mai an. Und auch wenn der „gefühlte“ Sommer allgemein nicht den Erwartungen an diese Jahreszeit entsprach, so stellt das Jahr 2007 bei den Temperaturen während der Vegetationszeit einen erneuten Rekord auf: es liegt seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen (1884) vor dem bisherigen Rekordhalter, dem Jahr 2003.
Diese klimatischen Bedingungen hatten natürlich erhebliche Auswirkungen auf die Reben. Der sehr warme April führte zu einem extrem frühen Austrieb, der bei gleichbleibenden Temperaturen in der zweiten Mai-Hälfte zu einer seit Menschengedenken frühesten Blüte führte. Eine ebenfalls sehr warme erste Junihälfte führte dann zu einem Entwicklungsvorsprung von über drei Wochen. Dieser Vorsprung baute sich über den eher durchschnittlichen Sommer etwas ab. Dennoch trat der Reifebeginn im Rheingau mit dem 3. August exakt wie im bisherigen Rekordjahr 2003 ein. Entscheidend war aber, dass die Entwicklung der Trauben (nach der frühen Blüte) langsamer und kontinuierlicher verlief, und dies bei einer ungleich besseren Niederschlagsverteilung als im Jahr 2003.
Diese perfekte Verteilung von Sonnenschein und Niederschlag führte zu einer optimalen Versorgungslage der Reben. Damit ließ sich, trotz eines recht frühen Erntebeginns (auf Grund der sehr frühen Blüte), die für die Riesling-Traube so wichtige lange Hängezeit realisieren.
Schon mit dem frühen Erntebeginn verfügten die Trauben über außergewöhnlich hohe Extraktwerte (noch höher als in den Jahrgängen 2005 und 2006) und dies bei perfekter physiologischer Reife und Aromaausbildung der Früchte. So ließen sich schon zu Beginn der Ernte für die Abfüllung des Qualitätsweines (Gutsriesling) feine Kabinett- und leichtere Spätlese-Qualitäten ernten.
Die weitere Ernte konnten wir dann bei idealem Lese-Wetter (ein Traum!) über sieben Wochen strecken. In aller Muße war es möglich, aus bestem Lesegut die weiteren Prädikate zu selektionieren, bis hin zu den Grand-Cru-Lagen, dem Kiedricher Gräfenberg und dem Kiedricher Turmberg, in denen im nunmehr neunzehnten Jahr in ununterbrochener Folge alle Prädikate bis zur Trockenbeerenauslese mit 256° Oe eingebracht werden konnten.
Die traumhaften Bedingungen während der gesamten Vegetationszeit führten neben der außerordentlich hohen Qualität auch zu einer reicheren Ernte, die uns für die letzten fünf Jahre ins langjährige Mittel zurückführt.
Nach wie vor gilt, dass die zunehmende Erwärmung den Rheingau als einen der Gewinner dieses Phänomens zeigen wird. Gerade die gesteinsreichen Böden in den höheren Lagen als Ausläufer des Taunus werden es auch in der Zukunft erlauben, trotz höherer Temperaturen, das ideale Bild des Rieslings mit Finesse, Mineralität und feiner Säure zu zeigen. Für den Jahrgang 2007 gilt aber neben diesen Begünstigungen durch das Terroir auch, dass wir mit Gottes Segen nach einem Bilderbuch-Jahr die Vollendung dieses Jahrganges in einer langen Ernte geschenkt bekommen haben.