Zum Schluss wird abgerechnet! Der Goldene Oktober, Geduld und selektive Ernte in unseren Berglagen waren ausschlaggebend!
Nach einem langen, kalten Winter mit ungewöhnlich vielen Schneetagen - seit 1937 gab es nur fünf Winter mit mehr Schneetagen - stellte der Frühling sich zögerlich ein.
Dies ließ eine nur späte Erwärmung des Bodens zu, so dass der Austrieb beim Riesling erst am 26. April registriert werden konnte, was fünf Tage hinter dem 10-jährigen, aber immer noch drei Tage vor dem 30-jährigen Mittel lag.
Da der Mai insgesamt zu kühl und zu nass war, kam die Rebentwicklung nur langsam voran. Erst im Juni ging es mit den Temperaturen deutlich nach oben, so dass der Blühbeginn beim Riesling am 16. Juni verzeichnet werden konnte.
Da sich das weitere Juniwetter dann doch sehr launisch zeigte, zog sich die Blüte entsprechend hin, und es kam zu nicht unerheblichen Verrieselungen. Schon zu dieser Zeit kündigte sich deshalb eine mengenmäßig kleine Ernte an. Das Weichwerden der Trauben und somit der Reifebeginn konnte mit dem 21. August festgemacht werden, ein Datum, das am ehesten mit dem des Jahrgangs 2004 zu vergleichen ist.
Das feuchte Septemberwetter konnte den Trauben gerade in den Berglagen mit ihren kargen Verwitterungsböden und guter Drainage nichts anhaben, und trotzdem sahen wir das Unheil, angekündigt von Kollegen südlicherer Gebiete mit frühreifenden Rebsorten, auf uns schon zukommen.
Die Erlösung kam dann gerade noch richtig mit dem 03. Oktober. Just in time setzte der Goldene Oktober mit wunderbar sonnigem und trockenem Wetter ein.
Die Gesichter der Rheingauer Winzer hellten sich zunehmend auf, und als die Ernte dann auf Weingut Robert Weil begann, waren wir alle mehr als überrascht. Die Trauben hatten aufgrund entsprechend langer Hängezeit und der niedrigen Mengenerträge eine außergewöhnliche Aromendichte.
Die vergorenen Weine zeigten sich bereits im Frühstadium als sehr dicht und lang, mit toller Frucht und einer reifen feinen Säure, präsent, aber äußerst gut eingebunden. So konnten wir sowohl grandiose trockene als auch edelsüße Lagenweine einbringen. Aber gerade die Gutsrieslinge brachten uns bei dem Jahrgang ins Schwärmen, da die Weine neben Kraft und Länge sehr viel Finesse und Spiel hatten.
Strengste selektive Ernte und entsprechende Geduld wurden mit der Ernte aller Qualitäten bis zur Trockenbeerenauslese, nunmehr auf Weingut Robert Weil im 22. Jahr in Folge, belohnt.
Die Weine des Jahrgangs 2010 zeigten mit ihrem Aromenbild sehr viele Parallelen zu 1990 oder auch 2001 auf, wobei wir letztlich eine höhere Endreife erreichen konnten.